(German) „Zehn verlorene Jahre“

ORIGINAL LANGUAGES, 26 Sep 2011

Constantin Binder - Neue Osnabrücker Zeitung

Friedensforscher Galtung kritisiert Vorgehen der USA nach 9/11

Der norwegische Friedensforscher und Soziologe Johan Galtung hat die Zeit nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als „zehn verlorene Jahre“ bezeichnet. In einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte der 80-Jährige, die Militäreinsätze in Afghanistan und im Irak hätten „überhaupt nichts“ mit 9/11 zu tun. Galtung war in mehr als 100 Kriegen und Konflikten als Vermittler oder Berater tätig und wurde 1987 mit dem Alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

„Die Anschläge wurden nach allem, was wir wissen, maßgeblich in Deutschland geplant, aber Deutschland wurde nicht angegriffen“, sagte Galtung. Zudem hätten die USA viel eher gegen Saudi-Arabien vorgehen müssen, da der größte Teil der Attentäter von dort stammte. „Ich war im Februar 2001 als Vermittler in Afghanistan tätig und habe bereits da von einem Mitglied der damaligen Regierung erfahren, dass die USA einen Schlag gegen die Taliban planten“, sagte Galtung.

In Hinblick auf Krisenherde wie Afghanistan und den Irak mahnte der Friedensforscher: „Die Regierungen, die Leute in Uniform hinschicken, sind immer die Verlierer.“ Im ersten Jahr gehe alles gut, dann wende sich das Blatt. Der Krieg in Afghanistan etwa habe jetzt erst Halbzeit. „Ich schätze, dass er noch zehn weitere Jahre dauern wird, denn jetzt sind die USA und ihre Partner in die Falle gegangen“, sagte Galtung. Die USA hätten die Komplexität des Landes besser einschätzen müssen. Die Situation dort sei ein „künstliches Problem des Kolonialismus“.

Galtung kritisierte auch das Verhalten der Medien nach 9/11. Sie hätten sich fast ausschließlich auf die Beschreibung der Gewalt beschränkt. Eine Theorie, warum es überhaupt zur Gewalt kam, habe ebenso gefehlt wie Lösungsvorschläge. Galtung plädierte grundsätzlich dafür, zu hinterfragen, was hinter einem Anschlag steckt: „Entweder ist es ein ungelöster Konflikt, dann sollten wir eine Konfliktlösung finden. Oder es ist Rache für ein Trauma in der Vergangenheit, dann sollten wir uns um Versöhnung bemühen.“ Medien sollten keinen „Gewaltjournalismus“ betreiben.

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